(Fortsetzung)
Elsaß
und Lothringen müssen wieder deutsch werden
In
Deutschland aber ist nur eine Meinung –
Nimm
aus nur Wenige! – Elsaß und Lothringen
Muß dieser
Krieg zu Deutschland wieder bringen
Als
weitren Preis zu unsres Volkes Einigung.
Es wäre
des gesunden Sinn’s Verneinung,
Ließ
man sich diese Forderung abdingen;
Der
deutsche Michel, niemals ganz zu zwingen –
Er käme
neu zu glänzender Erscheinung.
Jedoch
das Volk ist diesmal fest, verlangt,
Daß
Niemand sich in unsre Sache mische
Und
unverschämt uns seinen Senf auftische.
Auch
vor den Diplomaten uns nicht bangt –
Bismarck
hat frei und offen sich erklärt,
Was
unsre Opfer, unsre Thaten werth.
Zusammenkunft
Bismarck’s mit Jules Favre in Ferriès
Auch
mit Jules Favre hat er so gesprochen
Und hat
ihm Deutschlands Meinung nicht verschwiegen:
Frankreich
soll nicht in leeren Traum sich wiegen,
Soll
nicht auf die vergangne Größe pochen.
Den
Frieden hat es freventlich gebrochen –
Es
wird’ uins nun gerecht nach unsern Siegen:
Deutschland
will Sicherheit vor neuen Kriegen;
Nicht
geht es aus, Frankreich zu unterjochen.
Frankreich,
um Waffenstillstand zu erzielen –
Damit
ein Reichstag friedlich könne tagen –
Soll
Straßburg, Toul und Pfalzburg übergeben.
Bald
aber hört man Frankreich bittre Klagen,
Als sei
von ihm zuviel verlangt, erheben –
So
werden weiter die Kanonen spielen.
Bazaine
beginnt zu unterhandeln
Es
wüthen schon der Typhus und die Ruhr
In Metz,
es naht des Hungers Schreckgestalt –
Wie
gierig blickt er schon auf Jung und Alt!
Dem
widerstrebt die menschliche Natur.
Und von
Entsatz der Feste keine Spur,
Und
Durchbruch wehrt die feindliche Gewalt;
Ob
Bazaine auch vor Zorn die Hände ballt –
Es bleibt,
so scheint es, eine Rettung nur.
Er
unterhandelt und will sich ergeben,
Doch
für drei Monate sich nur verpflichten,
Mit
seinem Heer auf Kriegsdienst zu verzichten.
Der
Prinz schickt in des Königs Hauptquartier
Des
Marschalls Angebot; doch ward von hier
Zurückgewiesen
Bazaine’s kluges Streben.
Formation des XIII. Armee-Korps
Schon
werden lästig unserm Heer die Schaaren
Der
Franktireurs; oft mit verwegnem Muth
Umgeben
sie es, in fanatischer Gluth,
Bald
hier, bald dort erscheinen, mit Gefahren.
Wie
schlau, wie hinterlistig ihr Gebahren!
Jetzt
feuern sie und plündern unser Gut –
Dann
fort die Büchse! und in sichrer Hut
Versuchen
sie des Friedens Schein zu wahren.
Zu
nehmen diesen Banden ihren Glanz,
Des
Heers Verbindungslinien zu decken,
Formirt
der Kriegsherr ein dreizehntes Korps.
Sein
Führer ward Großherzog Friedrich Franz
Von
Mecklenburg, und in ihm ragt hervor
Die
Reiterei – starkmuthige deutsche Recken.
Unfehlbar? Ja! Unfehlbar ist sein Fall,
Weil
unaufhaltbar der Geschichte Strom,
Auch
Gottes Stellvertreter – ein Atom,
Nichts
mehr – in der Geschichte Lebensall.
Ihr
wähntet, aufgerichtet sei ein Wall
Ganz
unerschütterlich um Petri Dom –
Jetzt
zieh’n die Italiener ein in Rom
Bei
froher Jubelrufe lautem Schall.
Auch
das ist eine Frucht von unsern Siegen;
Nur
noch der Kaiser hielt des Papstes Macht,
Und mit
des Einen bricht des Andern Thron.
Die
Deutschen würden, hofften sie, erliegen –
Der
Cäsar hätt’ uns dann sein Heil gebracht,
Der
neue Gott – die Inquisition.
Napoleon
und Pius – gleiche Brüder;
Nun
trifft siebeide auch das gleiche Loos.
Beim
Staatsstreich war der Papst nicht rigoros,
Und
Louis schlug des Papstthums Gegner nieder.
Nun
fährt der Schrecken Beiden in die Glieder:
Aus
ging die Wundermacht der Chassepots –
Daß gab
auch der Unfehlbarkeit den Stoß,
Von der
sie sich erholt – wohl niemals wieder.
Als
Weltgebieter sah sich schon der Eine,
Der
Andre dünkt sogar sich einen Gott –
Nun
werden beide sie der Welt zum Spott.
Napoleon
wird jetzt erst recht „der Kleine“,
Und
kaum geboren – liegt schon auf der Bahre
Die
Gottesmacht der päpstlichen Tiare.
I.
In
unsre Freude dringt ein schriller Ton,
Als
wollt’ er uns das warme Herz zerschneiden.
O, diesen
Fehler mußtet ihr vermeiden,
Der die
Begeistrung stürzt vom Götterthron.
Des
deutschen Volkes edler, großer Sohn –
Jacoby,
soll Gefangenschaft erleiden
Nur
deshalb, weil er fest, obwohl bescheiden,
Sich
aussprach gegen jede Annexion.
Frankreich,
so meint er, werde Rache sinnen
Und
immer wieder mit uns Krieg beginnen,
Wenn
jetzt der Sieger sein Gebiet verkürzt.
Da läßt
ihn Falkenstein gefangen setzen,
Ihn
transportiren nach der Festung Lötzen –
Und wer
das recht liebt, trauert, ist bestürzt.
II.
Wir
träumen von dem schönen Vaterlande,
Das aus
dem Opferblut erblühen soll,
Die
Herzen sind versöhnt, besiegt der Groll,
Der
ihnen blieb nach schwerer Zwietracht Brande.
Einig
das ganze Volk! Vom Nordsee-Strande
Bis zu
des Senners Hütte hin erscholl
Sein
Kriegsruf, ahnend nahm’s begeistrungsvoll
Den
Kampf zu seiner Einigung Unterpfande.
Nun in
die Zukunft ist getrübt sein Blick:
Ihm ist
das Vaterland nur schön und groß,
Trägt’s
mit der Macht das Recht in seinem Schoß.
Die
Freiheit nur verbürgt dem Volk das Glück –
Doch
schon erschüttert ist sein freudiger Glaube,
Daß
auch die Freiheit bringt die Friedenstaube.
III.
Ein
Heiligthum ist jedem Volk sein Recht –
Das
will es fest auf sichren Felsen gründen:
Nur wo
sich innig Macht und Recht verbünden,
Steht
um des Volkes Wohlfahrt es nicht schlecht.
Daß
Willkürherrschaft stets die Völker schwächt,
Von
Neuem Frankreich’s Niederlagen künden;
Frankreich
erliegt des Despotismus’ Sünden –
Thatkraft
ist nur beim Freien, nicht beim Knecht.
Jacoby’s
Meinung, meint Ihr, sei gefährlich –
Frankreich
verweise auf des Denkers Wort
Und
setz den Kampf mit neuem Eifer fort.
Des
Einz’lnen Wort übt solchen Einfluß schwerlich;
Doch
schlimm, erdrückt das Recht Ihr nur des Einen,
Wenn
wir, statt frei zu sein, es stets nur scheinen.
IV.
Wie
groß die Zeit! wie wird sie groß noch
werden,
Folgt
auf den Krieg die neue Geistesschlacht!
Jetzt
in den Abgrund sei gestürzt die Nacht!
Sie
darf nicht mehr als Herrin sich geberden.
Das
Licht der Wahrheit strahle hell auf Erden,
Im
deutschen Volk in seiner höchsten Pracht!
Wenn
Ihr das freie Wort verstummen macht,
So
werdet Deutschland’s Größe Ihr gefährden.
Laßt
doch die Geister auf einander platzen!
Die
Wahrheit siegt im ernsten Meinungsstreit;
Schreckt
Ihr die Denker – werden Thoren schwatzen.
Groß
und gewaltig ist die neue Zeit,
Und
sperrt Ihr Männer, wie Jacoby, ein,
So ist
das für die große Zeit – zu klein.
Den
städtischen Behörden in Königsberg
Ihr
schriebt an Bismarck, daß er Recht verschaffe
Jacoby,
dem der Kriegsmann Unrecht thut –
Ein
Beispiel ist’s von edlem Heldenmuth!
O, daß
er überall empor sich raffe!
Nicht
bloß, wer mit der scharf geschliffnen Waffe
Das
Land vertheidigt und sein eignes Blut,
Ist
tapfer – nein! auch wer für’s höchste Gut –
Das
Recht des Volks – die Sehne spannt, die straffe.
Und
gerade ihm solch tapfre That Ihr schuldet,
Der uns
zuerst den Bürgermuth gelehrt
Und
freudig selbst für unser Recht geduldet.
Daß,
ohne seiner Meinung selbst zu sein,
Ihr für
den großen Bürger tretet ein –
Damit
habt Ihr Euch selber hoch geehrt.
Die
Fordrung Bismarck’s war wohl zu gewähren;
Hat
Favre nicht der Festen Fall gespürt?
Schon
horen wir, daß Toul kapitulirt
Und
länger den Verkehr nicht wird erschweren.
Von nun
an wird viel schneller unsern Heeren,
Was sie
bedürfen, sicher zugeführt,
Und das
Geschütz, das Toul erst bombardirt,
Wird
auf Paris nun seine Mündung kehren.
Auch
für die schönen, reichen Liebesgaben,
Die
unser Volk voll Dank den Kriegern sendet,
Erleichtert
Toul’s Besetzung den Transport.
Wohlan!
die tapfern Krieger zu erlaben,
Von
Neuem stets willkommne Opfer spendet!
Schickt
immer neue Liebesgaben fort!
Nun
fängt sich Bazaine wieder an zu regen,
Seit bei
Noisseville er ward geschlagen,
Hat
ruhig er sein hartes Loos ertragen,
Doch
jetzt beginnt er neu sich zu bewegen.
Was
will der Feind? Doch nur mit derben Schlägen
Könnt’
er bereiten große Niederlagen
Dem
deutschen Heer; sein so geringes Wagen
Geschieht
wohl nur des Fouragirens wegen?
Der
Hunger macht der Stadt schon viel Beschwerde,
Man
sagt, sie schlachten schon in Metz die Pferde –
Sie
mögen wohl auf’s Requiriren gehen?
Vielleicht
auch haben sie schon was vernommen
Von
deutscher Erbstwurst, aus berlin gekommen,
Und
haben es auf diese abgesehn.
Straßburg
wieder bei Deutschland
Straßburg
in unsrer Hand! Die starke Feste
Ergab
sich uns nach tapfrer Gegenwehr –
Der
Traum erfüllt, der schon von Kindheit her
Manch frommen
Wunsch mir von der Lippe preßte!
Der
Münster wieder deutsch! O, nehmt das
Beste
Von
deutschem Wein und trinkt die Gläser leer!
Der
Jubel dringe heut vom Fels zum Meer!
Wie? ob
des Domes nur, ob der Paläste?
O nein!
es schaart sich um den deutschen Dom
Das
deutsche Brudervolk der Alemannen –
Es
kehrt zurück zum deutschen Völkerstrom.
Noch
zürnt der Bruder, den wir neu gewannen,
Doch
wieder wird er sich an uns gewöhnen,
Wenn
Bruderliebe sinnt, ihn zu versöhnen.
Der
Ausfall nach L’Hay, Villejuif, Chevilly,
Thiais und Choisy le Roi
Das
sechste Korps ist immer noch intakt ;
Standhaft
hat viel Strapazen es ertragen,
Doch
mit dem Feinde sich noch nicht geschlagen,
Als
wär’s daran verhindet durch Kontrakt.
Heut
kam’s für Euch zum ersten blutigen Akt,
Ihr
braven Schlesier; die Deutschen sagen,
Daß
glänzend Ihr gesiegt, des Feindes Wagen
Vereitelt,
ihn mit kräftiger Faust gepackt.
Vom
Fort Bicêtre vorgebrochen früh
Mit
starker Macht bis L’Hay, bis Choisy –
Galt’s ihm,
von Sceaux die Scharte auszuwetzen.
Doch
ließ er sich von Euch nach Hause hetzen,
Und der
zum Kampf ihn rief im Morgenroth,
Guilhem,
der Held, lag auf der Wahlstadt todt.
Um vor
Paris das deutsche Heer zu schützen,
Sind
Reiter-Divisionen abgesandt;
Die
schweifen lustig weithin durch das Land –
Bald
hier, bald dort der Tapfern Säbel blitzen.
Beim
Tagesgraun sie schon im Sattel sitzen,
Und
nirgends halten die Franzosen Stand,
Sobald
aus weiter Ferne sie erkannt
Ulanenczakos
und Husarenmützen.
Requisitionen
und Kontributionen –
Darauf
verstehen sich die flinken Reiter,
Und
wenn sie eingeheimst, dann geht es weiter.
Wenn
sie der Bürger Leben auch verschonen –
Ein
wahrer Schrecken doch für die Bewohner
Sind
preußische Ulanen und Dragoner.
Der
General Polhès war kein großer Held.
Vertraut
von Fourichon und Crémieux
Mit der
Formirung der Loire-Armee,
Soll
möglichst bald er rücken in das Feld.
Doch
war’s damit nicht eben gut bestellt,
Und
sieh – schon heißt’s: „die Preußen nahn!“ O weh!
Was ist
da wohl zu thun? Er denkt: parbleu!
Hier
droht Gefaht; groß aber ist die Welt.
Er
räumte Orleans mit viel Geschick;
Doch
der Präfekt rief schleunig ihn zurück –
Denn
weit im Felde waren noch die Preußen.
Die
neuen Heere noch nicht viel verheißen;
Doch
regt sich’s überall im ganzen Lande –
Zum
Sammelpunkte eilt jetzt Band’ auf Bande.
Vom
Dorfe Peltre ward geübt Verrath,
Der zu
dem letzten Ausfall Anlaß gab –
Es grub
damit das Dorf sich selbst das Grab;
Denn
schrecklich ward an ihm gerächt die That.
Weh!
Weh! Die Stunde der Vergeltung naht!
Da
heißt es greifen zu dem Wanderstab,
Da
ziehen die Bewohner ab mit Hab’
Und
Gut, und Thränen feuchten ihren Pfad.
Dort
stehn sie – blickend nach dem trauten Ort –
Schon
schlagen auf zum Himmel mächtige Flammen,
Die
Häuser sinken in der Gluth zusammen.
Noch
weilen sie – sie ziehen noch nicht fort –
Der
Krieger durfte ihren Ort nicht schonen,
Doch
theilt er mit den Aermsten die Rationen.
Noch
hält sich Metz, und Bazaine ist bedacht,
Vortheil
zu ziehn aus Dislokationen,
Die, um
die Landwehr-Division zu schonen,
Prinz
Friedrich Karl mit seinen Truppen macht.
Auf’s
linke Mosel-Ufer wird gebracht
Die Division
– da scheint es sich zu lohnen,
Daß
Bazaine unterm Schutze der Kanonen
Der
Festung wage eine neue Schlacht.
Er
bricht hervor mit seinen besten Truppen,
Verdrängt
zunächst die einz’len Feldwach-Gruppen
Und
dringt dann stürmisch nach St. Rémy vor.
Doch
hier empfängt ihn Kummer’s braves Korps.
Und
Angriff wird auf Angriff abgewehrt –
Da ist
er still nach Metz zurückgekehrt.
Vergessen
wir auch einz’lner Thaten nicht,
Zu
denen Anlaß gaben die Ausfälle!
Als
hier der Gegner rückte vor die Wälle,
Auch
Landwehr-Artillerie gar tapfer ficht.
Es
kamen die Granaten hageldicht;
Vom
ersten Zuge fielen auf der Stelle
Zehn
Pferde nieder, und in aller Schnelle
Zugleich
Protzkasten, Rad und Deichsel bricht.
Doch rasch
springt Lieutnant Förtsch hinzu – und sieh!
Die
Mannschaft legt sich selber an die Stränge,
Entschleppt
die zwei Geschütze dem Gedränge.
Gar
reiches Lob die That dem Zug eintrug:
Drei
eiserne Kreuze ihm der Prinz verlieh –
Und
seitdem heißt er nur der eiserne Zug.
Nach
wenigen Tagen schon kehrt Bazaine wieder,
Greift
nochmals auf derselben Stelle an –
Und
diesmal wohl mit sechzigtausend Mann –
Im
Anlauf wirft er die Vorposten nieder.
Doch
fest geschlossen stehn des Heeres Glieder,
Daß er
die Linie nicht durchbrechen kann.
Der
schwerste Kampf bei Woippy sich entspann –
Da
sanken viele unsrer deutschen Brüder.
Auch
auf dem rechten Mosel-Ufer standen
In
großer Zahl des Feindes Feuerschlünde
Und
wetterten mit Fort St. Julien drein.
Und
wieder einen schönen Sieg ich künde:
Die
deutschen Korps den Feind doch überwanden –
Sie
warfen ihn zurück, nach Metz hinein.
Der Heldenkampf des Füsilier-Bataillons
des 58.
Landwehr-Regiments in Grandes Tapes
Den ersten
Anprall hielt die Landwehr aus –
Und
hoch will Euren Heldenmuth ich preisen,
Ihr
Füsiliere, die Ihr fest, wie Eisen,
In
Grandes Tapes vertheidigt Haus für Haus.
Es naht
der Tod – Ihr kennt nicht Furcht und Graus,
Ihr
wehrt mit Macht dem Bangen selbst, dem leisen:
Aufrecht
und stolz – wollt Ihr dem Feind beweisen,
Wie
deutsche Männer stehn im blutigen Strauß.
Den
Rücken an der Mauer, aber frei
So
Stirn, wie Auge auf den Feind gerichtet –
So
kämpftet Ihr, so fielt Ihr – pflichtgetreu.
Das
ganze Bataillon ward so vernichtet –
Aus dem
Gedächtniß Deutschland nie verliere
Die
Achtundfünfziger Landwehr-Füsiliere!
1.
Ein
Fremder traf bei Bazaine ein in Metz
Mit
einer Botschaft von der Kaiserin:
Bazaine
soll eiligst kommen zu ihr hin,
Wenn
nicht, ihr senden den, der ihn ersetz.
Wie kam
der Fremde durch der Feinde Netz?
Man
ließ ihn durch – für ihn war es nur dünn.
Hat er
auch guten, kaiserlichen Sinn?
Er
weist sich aus – sein Wort ist kein Geschwätz.
Lulu
gab ihm ein photographisches Bild
Mit
einigen Worten, die er darauf schrieb –
Bazaine’s
Verlangen wird damit gestilt.
General
Bourbaki, ihm vor Allen lieb,
Muß mit
dem rothen Kreuz sich dekoriren –
Die
Deutschen ließen höflich ihn passiren.
2.
Doch
als Bourbaki sich der Kaiserin naht,
Ist sie
erstaunt – sie hat ihn nicht befohlen;
Der
Fremde sprach mit Lulu nur – verstohlen –
Der gab
das Bild ihm, als er dringend bat.
Was war
es also, was der Fremde that?
Galt
es, Bazaine aus Metz herauszuholen?
Ward etwa
von dem räthselhaften Polen
Geübt
an den Franzosen ein Verrath?
War er
nicht doch ein fränkischer Spion,
Der nur
des Prinzen Hauptquartier dupirt?
Ging er
für sich nur aus auf Abenteuer?
Noch
breitet über Alles sich ein Schleier:
Zuletzt
sind eben wir nur angeführt –
Wer
mitgespielt, der weiß das Rechte schon.
Rastloser
Geist, erprobtes, edles Herz!
Wo’s
immer gilt, dem Wissen Bahn zu brechen,
Für
Menschenwohl zu handeln und zu sprechen –
Du bist
dabei! Virchow ist allerwärts!
Du
fühlst mit den Blessirten jeden Schmerz,
Wie
beim Transport die Wunden brennen, stechen,
Du
willst der Wagen Stoß ablenken, schwächen –
Und es
gelingt – Dein Streben war kein Scherz.
Dein
Hospitalzug ist ein Musterzug,
Und die
Du heimgebracht auf ihm – die Kranken
Sie
werden lebenslang dafür Dir danken.
Du hast
auch hier ein gutes Korn gesät,
Wie
manches aufging schon und Früchte trug –
Des
Wissens Saat und der Humanität.
Das
Königliche Hauptquartier kommt nach Versailles
Versailles!
Glanzvollsten Hofes Feenstätte,
Wo
einst das Kleid der Pompadour gerauscht,
Wo auf
der Schmeichler Wort mit Lust gelauscht
Die
stolze, reizende Antoinette!
Versailles! Wer wohl geahnt den Wechsel hätte!
Wo sich
als Herr Louis Quatorze gebauscht, -
Wie
wunderbar die Rollen jetzt vertauscht
Und
welch’ ein Umschwung in der Dinge Kette!
War’s
nicht von hier, daß er verwüsten ließ
Unmenschlich,
roh, das deutsche Paradies?
Kam der
Verrath an Straßburg nicht von hier?
Und
jetzt wird Deutschland diese Unthat rächen,
Von
hier aus Frankreich’s Uebermacht zerbrechen –
Versailles
ist heut das deutsche Hauptquartier!
Antwort
des Bundeskanzlers auf das Schreiben
des
Magistrats in Königsberg
Der
Bundeskanzler lange hat geschwiegen;
Jetzt ist
die Antwort da: er läßt nicht frei
Den
großen Mann – durch seine Rede sei
Des
Feindes Rede wiederum gestiegen.
Hoch
würden wieder die Gedanken fliegen,
Dem
Widerstand Jacoby Kraft verleih –
Und
wenn man über Rechtsverletzung schrei:
Das
Recht zu beugen sei erlaubt in Kriegen.
Wir
meinen, besser war’s, ihn reden lassen;
War
anders doch des ganzen Volkes Meinung –
Die
wird der Gegner jetzt für unfrei halten.
Und
Bitterkeit muß unser Volk erfassen
Bei
dieser unumwundnen Rechtsverneinung
Da, wo
Gerechtigkeit nur sollte walten.
Garibaldi
kommt nach Frankreich
Was
willst Du, Held, in diesem Unglücksland,
In
diesem Reich des Hochmuths und der Lüge?
Sonst
nur, daß Pfaffenwirtschaft sie zerschlüge,
Griff
nach dem Schwerte Garibaldi’s Hand.
Was knüpft
an diese Macht Dich für ein Band?
Ja,
wenn sie Deinen weisen Rath vertrüge!
So wird
Dich treffen der Geschichte Rüge:
Ihn
leitete ein Wahn, nicht der Verstand.
Der
Freiheit willst Du weih’n Dein reines Schwert.
Doch
siehst Du nicht, daß für Dein Ideal
Die
Deutschen Dir die höhre Bürgschaft bieten?
Ob
Republik, ob Monarchie – egal:
Auf
Frankreich’s Seite steh’n die Jesuiten;
Zu
Deutschland hält, wem wahre Freiheit werth.
Ihr
Haupt erheben in Paris die Rothen,
Von
Belleville die Blouse, die kattun’ne,
Die
schwärmerischen Freunde der „Kommune“,
Die
längst schon trotzig der Regierung drohten.
Die
Zeit ist hin, wo sie mit wenigen Broten
Zufrieden
waren und mit einem Huhne.
Sie
schaaren sich, von einem Volkstribune,
Von Flourens,
zum Hôtel de Ville entboten.
Zum
Theil bewaffnet, Tausende an Zahl –
So
kommen sie und fordern laut die Wahl,
Die von
Gambetta wieder ward verschoben.
Sie
sind zufrieden nicht mehr mit der Führung:
Energischer
sei fortan die Regierung –
Und viele
Tage währt ihr Schrein und Toben.
Noth
macht erfinderisch. Gambetta meint,
Daß die
Berufung der Konstituante
Nicht
an der Zeit. Doch Crémieux erkannte,
Daß
Frankreich selbst Gambetta’s Wunsch verneint.
Was ist
zu thun? Der übermächtige Feind
Paris
von allen Seiten schon umspannte –
Was
soll Gambetta thun, der vielgewandte,
Daß er
mit Crémieux sich wieder eint?
Schon
hatte man ersonnen einen Kniff:
Man
ließ die Briefe nach der Außenwelt
In Luftballons
auffahren in die Höh.
Nun
steigt Gambetta selber in das Schiff,
Das
nordwärts, bei Montdider, niederfällt,
Von da
begiebt er sich zu Crémieux.
und
Theile der Glogauer Reserve-Division
rücken
auf den Kriegsschauplatz
Ein
neues Korps rückt auf des Krieges Bühne,
Bewährte
Leute, stattlich anzuschauen –
Die
tapfre Landwehr aus den schlesischen Gauen
Und
fern aus Norden, von der Ostsee-Düne.
Ein
jeder Mann starkmuthig, wie ein Hüne,
Voll
fester Zuversicht und Selbstvertrauen,
Gewohnt,
auf seine eigne Kraft zu bauen,
Das
Auge klar – und sei die Stirn, die kühne.
Wo
meiner Eltern theure Gräber sind,
In
Glogau, wo ich froh gespielt als Kind,
Hat
General Löwenfeld das Korps formirt.
Kriegslustig
jetzt nach Frankreich es marschirt –
Es
gilt, den Ober-Elsaß zu besetzen,
Der
noch sich hält mit seinen festen Plätzen.
Das war
ein echtes deutsches Reiterstück:
Es
ritten nach Raoun l’Etape hinein
Drei
badische Dragoner ganz allein –
Auf
eigne Faust versuchten sie ihr Glück.
Noch
viele Meilen war ihr Korps zurück;
Doch
weckten sie beim Maire des Orts den Schein,
Als
sprengten die Schwadronen hinterdrein,
Sie
schreckten ihn mit grimmigem Wort und Blick.
Dragoner
Münch ganz zuversichtlich that,
Nahm
mit den Telegraphen-Apparat,
Und
dann sind unsre Reiter schnell – „verflossen“.
Da hat
vor Aerger sich der Kommandant
Des
Orts die Kugel in den Kopf geschossen;
Denn
gar zu groß erschien ihm diese Schand’.
Das XIV
Armee-Korps wird formirt
Der
Fall von Straßburg hat uns frei gemacht
Zahlreiche
Truppen, die nun anderweit
Mithelfen
werden in dem Riesenstreit,
Bis
unser Heer das große Werk vollbracht.
Auf
neue Rüstung war der Feind bedacht.
Mit
anerkennenswerther Zähigkeit
Und in
verhältnißmäßig kurzer Zeit
Schuf
er Armeen, die bereit zur Schlacht.
Er
sammelte ein Heer in den Vogesen,
Das zu
zerstreun und völlig aufzulösen,
Aufgabe
unsres braven Korps soll sein.
Geführt
vom General Werder, wird den Namen:
„Vierzehntes
Korps“ es tragen und allein
Den
Feinden stehn, die nach dem Osten kamen.
Gefecht bei Nompatelize und Raon l’Etape
Das
wackre Korps fand bald Gelegenheit,
Sich
mit dem Feind im offnen Feld zu messen,
Und die
Geschichte wird es nicht vergessen,
Wie es
bewährt des Kriegers Tapferkeit.
Es
waren die Franzosen so gescheit,
Mit den
Bewohnern, die dort eingesessen,
Uns zu
bedrohn in den Vogesen-Pässen –
Unsicher
war die Gegend weit und breit.
Das
Korps rückt vor, die badische Brigade
Stößt
bei Nompatelize auf den Feind,
Der
sicher schon den Sieg zu haben meint.
Doch
Degenfeld zwingt ihn zur Retirade,
Die nur
gelingt mit vieler, großer Müh’-
Für
Werder’s Korps ein glänzendes Debüt.
Weitere Gefechte des Werderschen Korps
Und
weiter ward dann in den nächsten Tagen
Der
Feind verfolgt, mit Macht zurückgedrängt –
So oft
zu kämpfen er sich unterfängt,
Von
unsern Braven wiederholt geschlagen.
So
haben einen Sieg davon getragen –
Die
Dreißiger – obwohl an Zahl beschränkt –
Und
über den viel stärkeren verhängt
Bei
Rambervillers schwere Niederlagen.
Bei
Anould dann und bei Brouvellières
Setzt
abermals der Gegner sich zur Wehr –
Da
siegten Badens tapfre, muthige Streiter.
Dann
schlugen andern Tags zum zweiten Mal
Die
Dreißiger den Feind bei Epinal
Und
jagten ihn nach Süden immer weiter.
Garibaldi wird Oberbefehlshaber der Vogesen-Armee
Da
ward, die Franktireurs in den Vogesen
Zu
führen mit kriegskundiger, starker Hand,
Der
General Garibaldi abgesandt –
Es
stießen zu ihm viel Piemontesen.
Aufgaben
schwerer Art sind hier zu lösen:
Da
gegen Werder gilt’s den Widerstand,
Von dem
man fürchtet für das südliche Land,
Bedroht
sich halten schon die Lyonesen.
Dann
wieder gilt’s, den preußischen Etappen
Durch
Überfälle beizubringen Schlappen
Und
auch mit Bazaine zu kooperiren.
Der
General hofft Alles auszuführen;
Er
nimmt in Besançon sein Hauptquartier
Und
feuert an der Truppen Kampfbegier.
Zahlreicher
wurden unterdeß die Schaaren
Der
Franktireurs, und manche kecke That
Bekundete
des Hasses hohen Grad,
Den
unsre Siege in dem Volk gebaren.
Es
brachte oft die Streifkorps in Gefahren,
Verrathend
ihe Spur und ihren Pfad –
So
wurde überfallen durch Verrath
In
Ablis eine Eskadron Husaren.
Die
Bürgerschaft rief in der Nacht herbei
Die Franktireurs,
und nur ein kleiner Theil
Der
Reiter konnte retten sich in Eil.
Doch
ward auch dieser Ort gestraft, gezüchtigt,
Wie
jeder, der so übel sich berüchtigt,
Niedergebrannt
für die Verrätherei.
Das Etappen-Kommando in Stenay
wird von
den Franzosen aufgehoben
Sie
glauben an Verrath, weil sie ihn üben.
So
riefen Stenay’s Bürger – im Verkehr
Verrätherisch
und treulos – Militair
Von
Montmédy herbei, wohin sie schrieben.
Ein
preußisches Kommando war geblieben
In
Stenay. Plötzlich kommt der Feind daher
In
großer Zahl – umsonst die Gegenwehr!
Sie
hätte nicht den stärkern Feind vertrieben.
So
wurde das Kommando denn gefangen;
Auch
eine Kasse fiel in Feindes Hand,
Der mit
der Beute schnell genug verschwand.
Doch
ist der Ort der Strafe nicht entgangen:
Es
rückten andre preußische Truppen ein –
Da
leuchtete weithin des Feuers Schein.
Siege
über die Loire-Armee bei Artenay und Orleans
Von
Süden her rückt die Loire-Armee,
Der
eine von des Volkes neuen Götzen,
Paris, das
eingeschlossne, zu entsetzen,
Ihm zu
ersparen der Belag’rung Weh.
Daß es
dem Feind beherzt entgegengeh,
Schickt
Moltke, der nicht möchte unterschätzen
Des
Gegners Absicht, ihn zu jagen, hetzen,
Ein
Korps ab, tapfer, wie nur eines je.
Bald
stößt auch auf den Vortrab von der Tann
Bei
Artenay – und muthig drauf und dran
Des
Feindes Truppenmacht zurück er drängt.
Des
andern Tags ist es zur Schlacht gekommen:
Das
Groß des Feindes kämpft – und wird zersprengt
Und von
den Unsern Orleans genommen!.
Gefechte
bei Chérisy und Breteuil
Nach
Norden auch und nach Nordwesten senden
Die
Deutschen ihre Reiter-Divisionen;
Es
schweifen bis Rouen schon die Schwadronen,
Bis St.
Quentin, zu sehn, ob sie was fänden.
Sie
kehrten selten heim mit leeren Händen:
Die
Fouragirungen fast immer lohnen;
Auch
galt’s, in weiter ausgedehnten Zonen
Sich
gegen alles Bandenthum zu wenden.
Da
schlug bei Chérisy viertausend Mann
Mobiler
Garden General Rheinbaben
Mit
leichter Mühe und zersprengte sie.
Dreitausend
Mann vertrieb aus Breteuil dann
Der
General Senfft v. Pilsach – spät und früh
Die
lustigen Reiter durch die Ebene traben.
Schon
wieder ist gefallen eine Feste –
Auch
Soissons ist in der Deutschen Hand!
Es
leistete nur kurzen Widerstand,
Als man
bedroht den Vogel mit dem Neste.
Für uns
bei dieser Feste Fall das Beste
Ist,
daß für Munition und Proviant
Ein
neuer Weg erschlossen, dem Versandt
Nun auf
der Bahn geöffnet sind zwei Aeste.
Bis
jetzt, um unsern Truppen vor Paris,
Was
Alles sie bedürfen, zuzuführen –
Man
noch auf viele Hindernisse stieß.
Vier
Tage ward die Feste bombardirt –
Für sie
genug, den vollen Ernst zu spüren:
Sie
streckt die Waffen und kapitulirt.
Ausfall
nach Bagneux und Chatillon
Auch
vor Paris gab’s wieder einen Strauß.
Die
Feinde drangen aus Montrouge hervor
Und
stießen auf das zweite bairische Korps –
Das
schickt mit blutigen Köpfen sie nach Haus.
Es
drängte sie aus Chatillon hinaus
Und
auch aus Bagneux, die es erst verlor,
Es
raffte sich zur ganzen Kraft empor
Bei der
Granaten Pfeifen und Gesaus.
Das war
ein heißes, ein gewaltiges Ringen –
Zuletzt
mit Kolben undmit Bayonnet,
Mann
gegen Mann – da siegt die deutsche Kraft.
Ja,
Kraft und Muth hat Euch den Sieg gegeben;
Doch
grubt auch Ihr nach blutigem Gelingen
Manch
liebem Freunde hier das letzte Bett.
Die
Franzosen zerstören St. Cloud
Es war
im schönen Lustschloß zu St. Cloud,
Wo Er
die Kriegserklärung niederschrieb,
Der
Chauvinismus in den Krieg ihn trieb –
Sadowa
ließ dem Ehrgeiz keine Ruh.
Heut
gilt das Schloß den Franken keinen Sou,
Ob ihm
sein ganzer Reichthum auch verblieb:
In
deutscher Hand ist’s ihnen nicht mehr lieb –
Und
eine deutsche Schutzwehr noch dazu!
Hast Du
wohl, Imperator, dran gedacht,
Daß
hier die deutschen Truppen würden hausen
Und aus
Paris die Kugeln würden sausen?
Vernichtet
wird durch sie des Schlosses Pracht –
Und die
Ihr scheltet gräuliche Barbaren –
Die
Deutschen – Eure Schätze Euch bewahren.
Auch
Kératry, zu wichtiger Mission
Von den
Regierungsmännern ausersehen,
Stieg
auf im Luftschiff zu den Wolkenhöhen –
Ein
Weg, den vor ihm ging Gambetta schon.
Auch er
ist glücklich der Gefahr entflohn –
Nur bei
des Schiffes schnellem Niedergehen
Die bösen
Geister in des Windes Wehen
Tückisch
zuletzt sein Leben noch bedrohn.
Er trug
davon am Kopfe eine Wunde,
Doch
kam nach Tours er schon in wenigen Tagen
Und
brachte aus Paris die neueste Kunde.
Dann
ging er schleunig weiter nach Madrid,
Wo
seines Volks Interessen er vertritt
Und
Hilfe sucht in Frankreich’s Niederlagen.
Gambetta
zeigte große Energie,
War,
wie die Jesuiten, pfiffig, schlau,
Nahm’s
mit der wahrheit eben nicht genau
Und
wirkte auf des Volkes Phantasie.
Dem
Schlimmsten er Franzosenfarben lieh:
Er
malte Alles roth und himmelblau,
Was in
der Wahrheit schwarz und schmutzig-grau –
Und
Niederlagen hatte Frankreich nie.
Das
spornte neu des Volks gesunknen Muth –
Und
Muth und Thatkraft waren stets Geschwister:
Gambetta’s
Eifer wahre Wunder thut.
Jetzt
trat er auch noch auf als Kriegsminister:
Nun
herrschte, wie zuvor der Imperator,
Fast
unbeschränkt der reifende Diktator.
Von
Neuem wird die Friedenshoffnung rege:
Der
General Burnside, ein Amerikaner,
Tritt
voller Eifer auf als Friedensbahner,
Daß
endlich sich der wilde Kriegssturm lege.
Doch
bringt auch er den Frieden nicht zu Wege,
Wie
ernst er spricht als Rather und als Mahner;
Es
dünken die Pariser sich Trojaner –
Erst
müssen treffen sie noch derbre Schläge.
Jules
Favre lehnt den Waffenstillstand ab,
Den
Burnside ihm bei Bismarck ausbedungen
Zur
Rettung der bedrängten Metropole.
Das
stolze Frankreich gräbt sich selbst sein Grab,
Von
seiner Unbezwingbarkeit durchdrungen –
Der
Volkskrieg „à outrance“ wird jetzt
Parole.
Die
französische Flotte ist wieder da
Die
Flotte wieder da! – Was will sie wohl?
Warum
noch einmal in die See sie sticht?
Ihr
schreckt uns, daß, wenn wieder sie in Sicht,
Wir
denken sollen an Sebastopol.
Doch
Euer Pathos ist, wie immer, hohl –
Wer
einmal lügt, Ihr wißt, dem glaubt man nicht;
Wer
unaufhörlich so viel Unsinn spricht,
Schreckt
ernste Männer nicht – mit seinem Kohl.
Wer
glaubt es wohl, daß in so kurzer Zeit
Ihr
besser ausgerüstet die Fregatten,
Die
doch an allem Nöthigen Mangel hatten?
Und
wär’s der Fall, sind immer wir noch weit
Entfernt
von Furcht; denn unsere Landratten
Sind
Euch gewachsen doch im Küstenstreit.
Neue
Unterhandlungen Bazaine’s durch General Boyer
Zu Ende
geht in Metz der Widerstand:
Es
fehlt der Stadt an allen Lebensmitteln;
Es läßt
sich Brot nicht aus dem Aermel schütteln –
So wird
ein Unterhändler abgesandt.
Bazaine
ein kluges Auskunftsmittel fand:
Er will
kapituliren mit zwei Dritteln
Der
Esser, sonst am status quo nicht rütteln –
Die
Festung bleibe in der Franken Hand.
Doch
als von General Boyer ward gemacht
Der
Vorschlag, hat sich Bismarck nicht bedacht
Und hat
den Antrag einfach abgewiesen.
Die
Saat ist reif, gesät vom deutschen Riesen,
Bald
wird – nur zu cerniren braucht man eben –
Sich
mit dem Heer die Festung auch ergeben.
Die
Landwehr-Division v. Schmeling am Oberrhein
Rheinabwärts
dringt, wie Sturm und Meeresbrausen,
Des
General Schmeling Landwehr-Division,
Cernirt
Neu-Breisach und auch Schlettstadt schon,
Sucht
Kolmar heim und züchtiget Mühlhausen.
Das
wackre Korps kennt keine Ruhepausen –
Strapazen
trotzt des Ostseestrandes Sohn,
Er ist
geformt aus zähem, festen Thon,
Und die
Gefahren machen ihm kein Grausen.
Den Elsaß
gilt’s nach Straßburg’s Fall zu säubern
Von
Franktireurs und andern losen Banden,
Die
weniger Kriegern gleichen, als wie Räubern.
Der
Feind hat nichts mit Elsaß mehr zu schaffen –
Zurückerworben
durch die deutschen Waffen,
Bleibt
Elsaß einverleibt den deutschen Landen.
Das
Werder’sche Korps rückt über Vesoul
in der
Richtung auf Dijon vor
Bis
Vesoul schon war siegreich vorgedrungen
Der
General Werder; Garibaldi’s Geist
Besonders
wirksam sich noch nicht erweist –
Noch
war ihm keine große That gelungen.
Doch
Werder dringt mit seinen braven Jungen
Nach
Süden immer weiter rasch und dreist,
Sein
feurig Wort die Krieger vorwärts reißt –
Sieg
wird um Sieg dem Feinde abgerungen.
Auf
Dijon jetzt gerichtet ist sein Marsch,
Und wo die
Bürger sich nicht friedlich zeigen,
Zeigt
der General sich kurz und streng und barsch.
Inzwischen
wird, weil immer noch im Steigen
Des
Krieges Fluth, von uns in’s Feld gestellt
Der
Rest des Korps vom General Löwenfeld.
Der General
Cambriels war nicht zufrieden,
Daß
Garibaldi Oberfeldherr ward –
Er hat
zuerst die Franktireurs geschaart:
Ihm nur
gebühre der Befehl im Süden.
Zudem
war Garibaldi zu entschieden –
Er
kommandirt nach seiner strengen Art;
Weil er
als Pfaffenfeind sich offenbart,
Wird er
von den Fanatikern gemieden.
Und für
sein Heer war schwer herbeizuschaffen,
Was es
bedurfte: Munition und Waffen –
So sah
er sich allüberall gehemmt.
Den
Streit zu schlichten und den Bann zu lösen,
Begab
Gambetta sich in die Vogesen –
Sein
Wort hat Haß und Zwietracht eingedämmt.
Indeß
von Besançon sein Hauptquartier
Held
Garibaldi jetzt nach Dôle verlegt –
Sich
Cambriels nach Besançon bewegt
Von
Belfort in das Oignon-Revier.
Da
schwenkte Werder links und traf ihn hier
Bei
Rioz und Etuz, wo er ihn schlägt;
Der
Gegner flieht, vom Schlachtfeld weggefegt,
Nach
Besançon – und wieder jubeln wir.
Hier
wieder kämpfte General Degenfeld –
Und
Cussey stürmt sein viertes Regiment
Hier
auch Prinz Wilhelm und der wackre Keller.
Euch
Dreißiger auch mein Lied mit Freuden nennt:
Als den
Verfolgern Ihr Euch beigesellt,
Da
rannten die Franzosen immer schneller.
Nun
wandte Werder wieder westlich sich
Nach Gray,
um zu zersprengen dort die Banden
Von
Frantireurs, die neuerdings erstanden,
Vordringend
auch zu säubern diesen Strich.
Die
Bauern meinten, daß zurück er wich
Vor
Cambriels, der ihn gemacht zu Schanden,
Und
schon der Rache Wollust sie empfanden –
Doch
büßten sie den Irrthum jämmerlich.
Gray
ward besetzt, und bei St. Seine l’eglise
Nahm
Major Wolf gefangen viele Bauern,
Auf
andre Banden Major Hoffmann stieß.
Auch
der zerstreute sie mit derbem Schlage –
Nun zog
Prinz Wilhelm siegreich in die Mauern
Von
Mirebeau bereits am andern Tage.
Im
Süden auch ein hastiges, eiliges Rüsten:
„Die
Rettung kommt von der levée en masse.“
Doch
ist auf diesen Eifer kein Verlaß;
Denn
wär’ er ernst, sie mehr schon leisten müßten.
Hier
weht die Fahne der Sozialisten –
Die
wollen heute dies und morgen das,
Und
predigen sie auch den Deutschenhaß –
Ihr
Hauptziel ist das Ziel der Kommunisten.
Die
Ligue du midi ist das Weideland
Der
Cluseret’s, Esquiros’ und Konsorten,
Der
Wirrwarrhelden mit den Donnerworten.
Gambetta
hat mit ihnen schweren Stand –
Marseille
will sich sogar von Frankreich trennen,
Will
Republik Valée du Rhône sich nennen.
In
Nancy – heißt es, und fast klingt’s wie Fabeln –
Soll
jetzt auf dampfenden Lokomotiven,
Damit
die Truppen nicht gefahr mehr liefen,
Platz
nehmen Einer von des Orts Notabeln.
Man
fürchtet Arges von den miserabeln
Umwohnern,
die, perfid, hervor schon riefen
Manch’
Unheil, unsre Krieger, wenn sie schliefen,
Erschlugen
mit der Axt und mit Heugabeln.
Sie
haben oft die Schienen aufgerissen,
Die
Eisenbahn bedeckt mit Hindernissen –
Das
macht erklärlich uns dies Kriegsgebot.
Doch
bleibt es hart – auch waren stets so artig
Nancy’s
Bewohner; wird nicht ihre Noth
Die Stimmung
ändern? Allzu scharf macht schartig.
Zum
Festungskriege ist der Kampf geworden –
Vor
Metz und vor Paris liegt die Entscheidung.
Und gut
ist immer doch schon die Vermeidung
Der
großen Schlachten mit dem Massenmorden.
Was
noch vom Feind im Feld, sind Banden, Horden –
Es
macht ja den Soldaten nicht die Kleidung!
Doch
groß trotzdem noch immer die Vergeudung
Von
Menschenkraft im Süden, wie im Norden!
Der
Festungskrieg wirft neuen Ruhm uns ab:
Schlettstadt
bereits an Schmeling sich ergab,
Wie
hoch sich auch Graf Reinach erst vermessen.
„Mes
conditions“ – so rief er – „sind Geschütze!“
Doch
Scheliha entsandte Blitz’ auf Blitze –
Da hat
der Graf sein stolzes Wort vergessen.
Klagt man
mit Recht Euch an, Ihr Johanniter?
Ist
ungerecht die allgemeine Klage?
Von
„Schlachtenbummlern“ ging schon längst die Sage,
Und
lange schon gereizt sind die Gemüther.
Ihr
häuft, so sagt man, auf die vielen Güter,
Gesandt
vom Volk, zu lindern Noth und Plage,
Ihr
macht Euch selber damit gute Tage
Und
stoßt zurück die andern Samariter.
Ihr
wollt, so heißt es, immer nur befehlen,
Indeß
die Andern schaffen und sich quälen,
Und
steckt für sie die Anerkennung ein.
Was
immer mag davon die Wahrheit sein –
Ich
denk’: es wär’ auch ohne Ritterorden
Dasselbe,
wenn nicht mehr, geleistet worden.
der
sechsten norddeutschen Kavallerie-Division
Als von
der Tann auf Orleans marschirte,
Die
Reiter-Division des General Schmidt
Zur Flankendeckung
weit nach Westen ritt,
Wo sie
nach Reiterart rekognoscirte.
Sorgsam
die ganze Gegend sie durchspürte,
Den
Wald von Rambouillet sie quer durchschnitt,
Und ob
sie viel Strapazen auch erlitt,
Sie
pünktlich ihren Auftrag doch vollführte.
Bis Epernon
und Maintenon gekommen,
Entdeckte
sie den Feind – ein starkes Korps,
Dar
rückte nordwärts immer weiter vor.
Das
Korps, von Tours zur Hilfe abgesandt,
Die
Schlacht bei Orleans geschlagen fand –
Da hat
nach Norden Richtung es genommen.
Die
Thüringischen Schützen bei Châteaudun
Jetzt
ward von Orleans gesandt nach Westen
Mit
seiner Division der General Wittich.
Dich
Feinde machten Châteaudun ihm strittig
Selbst
noch mit der geschlagenen Truppe Resten.
Drei
Thürme gaben Herberg seltnen Gästen:
Die sonst
ins Land hinunterschaun so sittig –
Sie
bergen heut Kanonen unterm Fittig
Und
feuern, wie’s geschieht aus stolzen Festen.
Doch
bringt die Artillerie sie bald zum Schweigen;
Noch
aber in Weinbergen vor der Stadt
Hält sich
der Feind und macht die Unseren matt.
Bis
endlich die Thüring’schen Schützen kommen
Mit
Hauptmann Gluthen und die Höh’n ersteigen –
Da ward
zuletzt auch Châteaudun genommen.
Zwei
Tage später ging’s nach Vitray weiter,
Von da
nach Chatres, fechtend; doch der Feind
Hielt
nicht mehr stand, zog sich zurück; es scheint,
Daß
schon am Sieg verzweifelten die Leiter.
Doch
sammelten in Chartres sich die Streiter,
Wo mit
der Bürgerschaft sie sich vereint.
Die
Stadt sei noch zu halten – Jeder meint;
Da aber
nahten schon die deutschen Reiter.
Die
Artillerie in einem weiten Bogen
Umgiebt
die Stadt; da hat sie vorgezogen,
An den
General zu senden Deputirte.
In
Morancy die Stadt kapitulirte,
So fiel
auch sie in General Wittich’s Hand –
Der hat
sich weiter dann nach Dreux gewandt.
In
Tours verbreitete sich Angst und Schrecken,
Als von
der Schlacht bei Orleans die Kunde
Mit
Windeseile ging von Mund zu Munde –
Man sah
die Preußen schon an allen Ecken.
Sie
schweiften in der That schon große Strecken
Von
Orleans hinaus in weiter Runde
Und
machten in der „Beauce“ wilkommne Funde,
Ob auch
die Bauern all’ ihr Gut versteckten.
Man
sprach in Tours schon wieder von Verlegen
Des
Sitzes der Regierung nach Bordeaux –
Bestürzt
ist Tours, das sonst so lebensfroh.
Gambetta
nur, energisch und thatkräftig,
Den
Krieg zu schüren – eifrig und geschäftig,
Sucht
neuen Muth im Volke anzuregen.
Fürwahr!
vermöchtet Ihr mit Kindereien
Zu schlagen
uns, so wäret Ihr wohl stark;
Doch um
zu überwinden deutsches Mark,
Bedarf
es mehr, als Eurer Schwindeleien.
Nun
laßt Ihr gar, um Frankreich zu befreien,
Erstehen
eine neue Jeanne d’Arc –
Sorgt
lieber für den kriegerischen Park!
Das
könnte eher Euch den Sieg verleihen.
Wie
läppisch, als Napoleon, der Kleine,
Mit
einem Adler in Boulogne erschien,
Der in
dem Hut des Schwindlers roch den Speck!
Zeigt
nicht die Republik denselben Fleck,
Die
wieder eine Jungfrau, eine reine,
Läßt
gottbegeistert vor den Truppen ziehn?
Chaudordy
sucht den Mohren weiß zu waschen:
Das
liebe Frankreich hat nicht Krieg gewollt.
Wie?
hat es nicht genug schon Land und Gold?
Friedliebend
hielt’s die Hände auf den Taschen.
Nur Preußen
hört nicht auf zu mausen, naschen,
Und
wenn die Welt ob dieses Krieges grollt,
So ist
es recht, wenn sie mit Preußen schmollt –
Der
alte Schwindel! Ewiges Phrasenhaschen!
Doch
Bismarck spricht verständig, nüchtern, praktisch:
„Denkt
an die Noth, das Elend von Millionen,
Wenn
bei Paris entscheiden die Kanonen!“
So
sieht die Welt, daß wir strategisch, taktisch
Und
diplomatisch auch Euch überragen –
Auf
jedem Felde werdet Ihr geschlagen!
Bourbaki
übernimmt die Nordarmee
Und
Frankreich schuf, vom Größenwahn verzehrt,
Ein
neues Heer, die „Nordarmee“ genannt –
Bourbaki
wird der Oberkommandant,
Als er
aus England ist zurückgekehrt.
Und
Frankreich neu die alte Hoffnung nährt:
„Bourbaki
reicht Bazaine die tapfre Hand
Und
treibt mit ihm die Deutschen aus dem Land –
Es
hilft wohl mit auch Garibaldi’s Schwert.
Vielleicht
wird auch zuerst Paris entsetzen
Die
Nordarmee und hier zu Paaren treiben
Den
übermüthigen, hassenswerthen Feind.“
Mag
Frankreich jetzt in seinem Wahn verbleiben,
An
seinem Kindesglauben sich ergötzen –
Es
kommt die Zeit, wo es darüber weint.
Montdider
und St. Quentin besetzt
Ihr
schreckt uns nicht mit Eurer Nordarmee:
Auch
sie besteht doch nur aus einzelnen Banden,
Die
ungeregelt sich zusammenfanden –
Erscheinungen
der großen Volkslevée.
Schon
ward besetzt von uns Montdidier;
Auch
St. Quentin hat uns nicht widerstanden.
Was Ihr
beginnt, Ihr werdet doch zu Schanden,
Bald
dringt das deutsche Heer bis an die See.
Und ist
erst Metz – bald wird’s gescheh’n – gefallen,
Und werden
dort die deutschen Heere frei –
Dann
mit der letzten Hoffnung ist’s vorbei.
Dann
werden unsre Heere überschwemmen
Weithin
das Land, Ihr werdet nicht mit allen
Hilfsmitteln
mehr die Ueberfluthung hemmen.
Wir übten
neuen Greuel – wir Barbaren:
Was in
Sèvres in der Porzellanfabrik
An
reichen Schätzen ließ der Feind zurück,
Wir
suchten’s – zu zerstören? nein! – zu wahren!
Das
sollte doch die ganze Welt erfahren!
Man
sieht es ja in jedem Augenblick,
was
noch bedroht Paris für ein Geschick,
Wird es
von uns besetzt – den wilden Schaaren.
Kein
Tempel wird, kein kunstwerk sicher sein,
Die
Bilder und die plastischen Gestalten,
Wir
werden Alles suchen – zu erhalten.
Und
fiel’s den Civilisatoren ein,
Wie’s
doch ihr Recht, zu rauben und zu plündern,
Wir
„deutschen Horden“ würden das – verhindern.
Der Tag
von Leipzig! Wie erinnerungsreich
Ist
dieser Tag der großen Völkerschlacht!
Und
wieder jetzt von deutscher Heeresmacht
Empfängt
der Uebermuth den Todesstreich!
Und
Euch, die Ihr die Streiche austheilt, Euch,
Die Ihr
so brav gekämpft als deutsche Wacht,
Euch
hat den Feldherrn dieser Tag gebracht,
Den
Königssohn, dem wenige Fürsten gleich.
Zu
seinem Wiegenfest ist heut Parade.
Da hat
er Euch, Ihr Königsgrenadiere,
Und
Euch, Ihr Siebenundvierziger, hoch geehrt.
Die Ihr
so oft seit Weißenburg und Wörth
Sein
Lob erwarbt – Mannschaft wie Offiziere –
Er
nannte Euch „die eiserne Brigade.“
Ausfall
nach l’Hay und Chevilly
„Nichts
Neues vor Paris!“ – die ewige Leier,
Die
Zeitung wiederholt’s von Tag zu Tage,
Den
Wartenden, den Harrenden zur Plage –
Wann
endlich kommt’s zur großen Siegesfeier?
Die
Dinge sind gehüllt in einen Schleier.
Ihr
fürchtet doch wohl keine Niederlage?
Was also
hält Euch ab vom letzten Schlage?
Doch
nur, so scheint es fast des Auslands Schreier.
Heut
endlich wieder eine andre Kunde:
Ein
neuer Sieg bei l’Hay und Chervilly –
Jedoch
erfolg-, entscheidungslos im Grunde.
Demungeachtet
sei von uns gepriesen
Der Dreiundzwanziger
neunte Kompanie,
Die
mannhaft hier den Feind zurückgewiesen!
Ausfall
nach Malmaison und Bougival
Bei
Bougival versucht es Trochu wieder,
Der
Deutschen feste Linien zu durchbrechen;
Gab den
Parisern er doch das Versprechen,
Daß
bald sie singen sollten Siegeslieder.
Doch
mannhaft kämpften unsre deutschen Brüder,
Erbittert
durch die Lügen, durch die frechen;
Sie
gehen auf den Feind und hau’n und stechen
Und
schlagen ihn mit wuchtigem Kolben nieder.
Und ob
auch heute „Onkel Baldrian“
Besonders
reichlich spendet „Zuckerhüte“ –
Es läßt
doch kalt sie seine große Güte.
Brav
namentlich hat sich hervorgethan
Die
Garde-Landwehr, die bei Bougival
Den
Feind darniederwarf ,it blankem Stahl.
Und
selbigen Tags zum ersten Mal nach Osten,
Nach
Champigny, fiel die Besatzung aus;
Doch
war es kein bedeutungsvoller Strauß,
Ein
Angriff nur auf unsres Heers Vorposten.
Den
Würtembergern galt’s, die hier zu kosten
Bekamen
einen Mitrailleusenschmaus;
Doch
machten sich die Tapfern nicht viel draus,
Die
ungern nur die Waffen sahen rosten.
Mit
leichter Mühe ward zurückgeschlagen
Der
Ausfall, den von Haus’ aus die Franzosen
Betrachteten
als einen aussichtslosen.
Es
wollte Trochu wohl nur Rechnung tragen
Den
Schreiern, die mit stürmischem Verlangen
Auf
mehr Aktion und große Thaten drangen.
Gefechte
bei Montereau und Nogent sur Seine
Den
Würtembergern sing ich noch ein Lied,
Die
unter ihrem Oberstlieutenant Schröder,
Ein
kleiner Haufe – doch ein Held ein Jeder,
Aufklärten
im Südwesten das Gebiet.
Mit
frohem Muth das Korps entgegenzieht
Dem
Feinde, der kein schüchterner und blöder,
Der
übermüthig in gewohnter, schnöder
Großthuerei
das Prahlen nicht vermied.
In
montereau entwaffnete die Schaar
Zunächst
dreihundert Nationalgardisten
Als
neuen Zuwachs der Gefangnenlisten.
Dann
ohne große Mühe und Gefahr
Zersprengte
sie bei Nogent an der Seine
Dreitausend
Franktieurs – das flog wie Späne!
Zu
Moltke’s siebzigstem Geburtstage
Der
Gott ist ewig jung. – Heut siebzig Jahre!
Jedoch,
was ist’s? Du bleibst der
Schlachtengott –
Das
Alter wird vor Deiner Kraft zum Spott,
Vor
Deiner Thatenlust die grauen Haare.
Ein
Gott? Ja wohl! Die Schöpfermacht, die wahre,
Erschafft
die Riesenmacht, den Behemoth –
Berichten
wird der deutsche Herodot
Dereinst
vom deutschen Heer, dem Riesenaare.
Und Du
– der Schöpfer, Du – der Schlachtendenker!
Was man
auch spricht von einem höh’ren Lenker –
Der
Denkende an Dich allein doch denkt.
Drum
richten heut auf Moltke sich die Blicke
Des
ganzen Volks – zu Deutschland’s Heil und Glücke
Hat
einst dem Volk Dich dieser Tag geschenkt.
Verhandlungen
über Deutschlands Neugestaltung zu Versailles
Noch
ist das Werk des Krieges nicht vollendet,
Noch
dauert an die Arbeit der Soldaten,
Und
schon ist Euer Blick, Ihr Diplomaten,
Auf
Deutschlands Neugestaltung hingewendet.
So
Würtemberg, wie Baiern hat gesendet
Zu
Preußens König nach Versailles Legaten,
Um mit
ihm Deutschlands Zukunft zu berathen –
O, daß
Ihr doch die rechten Wege fändet!
O,
haltet fest den günstigen Augenblick!
Erfaßt
die Zeit in ihrer ganzen Größe,
Gebt
nicht Gehör den Partikularisten!
Wenn
jetzt die Deutschen immer noch nicht wüßten,
Worin
für Deutschland liegt der Zukunft Glück –
Fürwahr!
das wäre mehr, als – eine Blöße!
Interventions-Versuche
von England und Oesterreich
England
und Oestreich rathen zu dem Frieden
Und
üben auf die Deutschen einen Druck.
Wollt
Ihr, daß Deutschland furchtsam unterduck?
Daß
selbst dem Feind es soll die Waffen schmieden?
Wenn
jetzt nicht Deutschland männlich und entschieden
Sein
Recht sich wahrt, wird bald ein neuer Ruck
Die
Welt erschüttern, und der alte Spuk
Wird
wiederum Verderben brau’n und sieden.
Das
deutsche Volk ist nicht erob’rungssüchtig;
Doch
was es treibt, das treibt es ernstlich, gründlich –
Wir
wollen endlich haben sichre Grenzen.
Betrieben
jetzt das Friedenswerk wir flüchtig,
Dann
hätten wir es später zu ergänzen
Und
wieder Krieg zu fürchten täglich, stündlich.
Perfid
– Wie Ihr Euch immer dreht und wendet –
Perfid
bleibt dennoch Albions Verhalten.
Uns
ruft Ihr zu: „Laßt wieder Frieden walten!“
Und
Eure Waffen Ihr nach Frankreich sendet.
Ein
Krämervolk, von dem Gewinn geblendet,
Bleibt
den Maximen Ihr getreu, den alten,
Die
immer nur dem größten Vortheil galten,
Und
fühlt es nicht, daß Euer Thun Euch schändet.
Was Ihr
auch sagt – Ihr könnt nicht widerlegen,
Graf
Bernstorff; nein! – es schreibt das Völkerrecht
Ein
anderes Verhalten vor – Neutralen.
Nun
wohl, wir werden künftig auch erwägen
Den
eignen Vortheil, und was heut Ihr sprecht,
Wird
einst das deutsche Volk zurück Euch zahlen.
Der
Seher nicht, aus Dir spricht nur – der Narr!
Auch Du
vom Größenwahne aufgeblasen,
Ein
eitler Schwätzer, der mit hohlen Phrasen
Das
Schicksal beugen will, das fest und starr!
Dein
Manifest – phantastisch und bizarr,
Bald
toller Blödsinn und bald wildes Rasen,
Das
Ganze – eine Explosion von Gasen,
Ein
Mitrailleusen-Husten und Geknarr.
„Urbi et orbi!“ Ja, der
Erdkreis lacht,
Daß Du
Paris zur „heiligen Stadt“ gemacht –
Sein
Urtheil wird Dich richten streng und scharf.
Was für
ein Volk, dem man das bieten darf!
Jedoch
– das ganze Volk, hochmüthig, herrisch,
Ist
eben so, wie Victor Hugo, närrisch.
I.
Ja,
fast aqn Blödsinn grenzen die Tiraden,
Die den
Franzosen auftischt ihre Presse –
Und sie
verschlingen als Delikatesse
Die
Reden all, die albernen und faden.
Ihr
überbietet die Scheherisaden –
Die
leiden Euch noch an Gedankenblässe;
Wo ist
der Lügner, der mit Euch sich messe?
Wo läßt
ein Volk zu solchem Schmaus sich laden?
Der
neueste Schwindel: „an dreitausend
Frauen
In
Trauerkleidern zogen vor das Haus
Der
preußischen Königin und flehten: „Frieden!“
Mit
Handel und mit Wandel ist es aus
In
Deutschland, wie im Norden so im Süden
Ein
Zustand voller Elend und voll Grauen!“
II.
Bewundernswürdig
aber ist Paris,
Strahlend
vor Glanz in seinem Heldenthume;
Des
ritterlichen Sinnes echte Blume –
Sie
blüht allein in Eurem Paradies.
„La
France“ begeistert in die Tuba stieß:
„Bis
daß vom Brot verzehrt die letzte Krume,
Wird
sich Paris zu seinem ewigen Ruhme
Vertheidigen,
wie es seither bewies.“
Und
sollten wir Barbaren bombardiren,
So
werden wir nur einen Trümmerhaufen
Mit
heißem Kampf und vielem Blut erkaufen.
Und Frankreich
wird nicht klagen, lamentiren –
Nein!
wird den Schicksalsspruch, den schweren, harten,
Heroisch,
stoisch tragen! – Kaum! Abwarten!
Des
Krieges Ende ist nicht abzuseh’n,
Und
zeitiger, als sonst, der Winter naht;
Schon
deckt am Morgen sich mit Reif die Saat
Und
scharf und kalt des Nachts die Lüfte weh’n.
Der
Krieger aber muß auf Posten steh’n
Bei
jedem Hitze-, jedem Kältegrad;
Drum
schafft bei Zeiten für den Winter Rath,
Daß
Eure Kinder nicht zu Grunde geh’n!
Wie
groß sind schon des Krieges schwere Leiden!
Wie
viel Vernichtungsengel schickt er aus!
Jetzt
naht ein neuer – ein Gespenst voll Graus.
Die
Kälte! Hu! die schreckliche Regina
Der
Winterszeit – denkt an die Beresina
Und
sorgt, daß Eure Krieger warm sich kleiden!
„Was
bringt die Zeitung Neues von Paris?
Wie?
Immer noch kein Donner der Kanonen?
Läßt
man die Stadt bei ihren Prätentionen,
Die
doch zuerst die Kriegstrompete blies?
Vor
Wochen schon doch ganz bestimmt es hieß,
Man
werde nun Paris nicht länger schonen,
Mit
Bomben jetzt, was man erstrebt, betonen –
Die
Uebergabe – ernstlich und präcis.“
So
spricht daheim des Volkes Ungeduld.
Gemach!
gemach! – das ist ein großes Ziel,
Bedenkt,
daß da der Schwierigkeiten viel!
Und
sind sie nicht allein der Zög’rung Schuld –
Laßt
Bismarck machen! Er wird nichts versäumen.
Mag
doch Paris noch eine Zeitlang träumen!
Jacoby
frei – durch königliches Wort!
Das
macht uns wieder hell die Siegestage.
Sein
Kerker glich uns einer Niederlage
Und scheuchte
uns die Siegesfreude fort.
Jetzt
ist kein Mißton mehr in dem Akkord
Der
Freude, kein Bedauern, keine Klage;
Nun
wieder wird mit freudigem Herzensschlage
Jedweder
Sieg begrüßt – in Süd’ und Nord.
Jedoch
nach schweren, heftigen Gewittern
Noch
lange die erregten Fibern zittern,
Lacht
auch schon wieder goldner Sonnenschein.
Kann
anders es im geistigen Leben sein?
Des
Volkes Rechtsbewußtsein ward gestört –
Nachzittern
wird das Herz, das tief empört.
I.
Das
jungfräuliche Metz hat sich ergeben,
Die
stolze, nie bezwungne Feste fiel –
Errungen
neu ein glänzend großes Ziel!
Auf!
Laßt uns frohen Siegessang erheben!
Ganz
Frankreich wird bei diesem Fall erbeben –
Es
hielt den Krieg nur für ein Kinderspiel;
Wir führten
ernst ihn und im großen Styl,
Wir
führten ihn für unser deutsches Leben.
Germania,
du hülltest einst das schöne
Antlitz
in Trauer, als ein deutscher Held
Die
starke Burg gab in des Erbfeinds Hand.
Mit
frohem Blick sieh heut auf Deine Söhne!
Sie haben
Metz Dir wieder zugesellt –
Von nun
an schirmt’s das deutsche Vaterland!
II.
Einhundertdreiundsiebzigtausend
Mann,
Sechstausend
Offiziere, drei Marschälle
Von
Frankreich streckten auf der einen Stelle
Die
Waffen – ist’s ein Zauber? ist’s ein Bann?
Ist’s
ein Triumpf, den Phantasie ersann?
Fehlt
ihm die Wahrheit? mangelt das Reelle?
Seht!
seht! Sie défiliren vor die Wälle –
Die
ganze „Rheinarmee“ in Nichts zerrann!
Spracht
Ihr zu uns nicht vom „Caudinischen Joch?“
Verhängnißvolles
Wort! Erfüllt! – Jedoch
Nicht
wir – Ihr mußtet schmachvoll drunter gehen!
Sieh
auf, mein Volk! Nein! Größres trug kein Skriba
In
seine Chronik ein; es lügt Akiba –
Ein
Gleiches hat noch keine Zeit gesehen!
III.
Gewiß! Nicht mit der Ehre, mit der Pflicht,
Hat
Metz kapitulirt; es ward bezwungen
Vom
Hunger, der mit seinen Forderungen
Allmächtig
selbst den stärksten Willen bricht.
Daß
aber auch im ersten Monat nicht
Der
großen Macht ein Durchbruch ist gelungen,
Als
noch die Kraft der Hunger nicht verschlungen –
Fällt
militärisch schwer doch ins Gewicht.
Ward
Ihr an Zahl nicht fast den Unsern gleich?
Bot
nicht die innere Linie Vortheil Euch?
Doch
wurdet Ihr, ausfallend, stets geschlagen!
Und war
für Euch die Zeit an Elend reich –
Entbehrung
hat auch unser Heer getragen,
Ausharrend
zäh in siebzig langen Tagen.
IV.
Ich
kann den Greis Changarnier bedauern,
Daß
seiner Sendung Zweck er nicht erreicht.
Prinz
Friedrich Karl ward von ihm nicht erweicht –
„Der
Prinz war streng zu mir“ – sprach er mit Trauern.
Doch
uns erfaßt im Innersten ein Schauern,
Und
tiefes Weh die Seele uns beschleicht –
Ach,
das Gebein wie vieler Männer bleicht
Rings
um der Feste weitgedehnte Mauern!
„Der
Prinz war streng“ – durft’ er denn milde sein?
Durft’
er vergessen das vergossne Blut?
Ward
denn der Kampf von uns heraufbeschworen?
Und
ging das frevelhafte Spiel verloren
Für
Euch durch deutsche Kraft und deutschen Muth –
Wäscht
Euer Unglück von der Schuld Euch rein?
V.
Die
Schuld ist groß – sie fordert eine Sühne –
Es darf
der Sieger sie Euch nicht ersparen;
Daß Ihr
besiegt, muß Euer Volk erfahren,
Daß
Euch der Deutsche schlug, der starke Hüne.
Die
Kaisergarde – ich begreif’s – die kühne,
Die
stets den Heldenruhm gewußt u wahren –
Muß sie
den tiefsten Schmerz nicht offenbaren,
Daß sie
so ruhmlos abtritt von der Bühne?
Das
ganze Heer, vor dem Europa zittert,
Die
erste Macht der Welt – besiegt, zersplittert!
Die
„große Nation“ – so schwach, so klein!
Ja, ich
begreif das Aergerniß, das volle:
Verloren
die bis jetzt gespielte Rolle!
Doch so
nur wird der Friede sicher sein.
VI.
Sturm
läuteten die mächtigen Kirchenglocken
Vom
hohen Thurm der herrlichen Kathedrale,
Als in
der Stadt ihr Fall mit einem Male
Die
patriotischen Herzen machte stocken.
Und
mancher Bürger ließ sich da verlocken,
Sich zu
bewaffnen in dem Arsenale –
Der
Aufruhr tobt; doch vor dem blanken Stahle
Der
Garde wich die Bürgerschaft, erschrocken.
Nun
durch die Straßen tönt der Ruf: „Verrath!“
Und
bald wird er im ganzen Land erschallen –
Mit
Unrecht! Seine Pflicht der Feldherr
that.
Nicht
durch Verrath seid Ihr, ist Metz gefallen,
Die
Schuld, man darf es sagen mit Emphase:
Die
Schuld von Eurem Unglück trägt die Phrase.
VII.
Hier,
wo sich Geist mit Geist und Kraft mit Kraft
Soll messen,
reicht nicht hin der Phrase Macht;
Was
heut Entscheidung giebt der Völkerschlacht:
An
Geist und Kraft – ist Euer Volk erschlafft.
Nachdem
zur Einheit sich emporgerafft
Das
deutsche Volk, entweicht von ihm die Nacht,
Entfaltet
sich in seiner ganzen Pracht
Das
deutsche Volksthum herrlich, riesenhaft.
Und das
wird sein das künftige Gesetz:
Ihr,
die Ihr wolltet an der tête marschiren,
Ihr
könnt Euch nur noch „rückwärts concentriren.“
Der
Geist besiegt die Lüge, das Geschwätz;
Im Untergehn
ist Euer alter Ruhm –
Und
strahlend leuchtet das Germanenthum.
VIII.
Wohlan! Erklärt Euch endlich denn besiegt!
Schließt
Frieden! Stellt das Blutvergießen ein!
Ihr
stützt Euch nur auf einen leeren Schein,
Wenn
Ihr Euch immer noch in Hoffnung wiegt.
Frankreich’s
reale Macht am Boden liegt;
Der
weitre Widerstand muß fruchtlos sein,
Die
Aussicht auf Erfolg ist mehr als klein,
Wie
hoch auch noch die schöne Phrase fliegt.
Wollt
Ihr auch jetzt noch fest dabei beharren,
Die
Deutschen erst aus Eurem Land zu treiben –
So wird
sich nur verschlimmern Eure Lage.
Das
deutsche Heer, gestärkt zu neuem Schlage,
Wird
Euren Willen brechen doch, den starren –
Dann
müßt Ihr härtren Frieden unterschreiben.
Man sagt,
der General Steinmetz trage „Schuld“,
Daß
sich Bazaine nach Metz zurückgezogen;
Doch
was man Fehler nannte, wohlerwogen –
Erscheint
uns heut als eine Schicksalshuld.
Einst
schon aus Stein’s, des Staatserretters, Pult
Ist der
Gedanke in die Welt geflogen:
„Metz
wieder deutsch!“ – doch abermals betrogen,
Muß
sich der Deutsche fassen in Geduld.
Jetzt
ist die Feste unser – und kein Feind
Wird
sie nochmals der deutschen Faust entreißen –
Auf
immer ist mit Deutschland sie vereint.
Mag sie
zu Baiern kommen oder Preußen –
Gleichviel:
sie bleibt nun deutsch; jedoch mir scheint:
Das
deutsche Metz – es sollte „Stein-Metz“ heißen.
„Die
Wacht am Rhein“ – Ihr habt sie oft gesungen
Auf
weitem Marsch, in wilder Schlachten Graus;
Bei der
Granaten Pfeifen und Gesaus
Ist
kräftig Euer Heldensang erklungen.
Ja,
selbst die Wacht zu sein – ist Euch gelungen;
Doch
bringt Ihr jetzt noch eine Wacht nach Haus –
Durch
heißen Kampf, durch manchen harten Strauß
Ward
sie von Euch dem Vaterland errungen.
Ja,
ahnungsvoll erklang’s in Eurem Liede
Das
Wort von einer festen, deutschen Wacht –
Für
immer sichern wird sie uns der Friede.
Straßburg
und Metz habt Ihr dazu gemacht.
Lieb
Vaterland, magst ferner ruhig sein –
Fest
steht und treu die neue Wacht am Rhein!
Der
Oberfeldherr will erkenntlich sein:
Die
Helden, welche solche Schlachten schlugen,
Frankreich,
das mächtige, hoben aus den Fugen –
Umgeben
soll sie höchster Ehre Schein.
Der
deutsche Heere schönsten Edelstein,
v. Moltke,
den gedankenreichen, klugen,
Macht
er zum Grafen, seine Pläne trugen
Der
großen Siege reiche Ernten ein.
Und die
als Feldherrn, kühn in ihrem Wagen,
Die
Heere führten in den Siegestagen,
Ernennt
des Königs Wort zu Feldmarschällen.
Der Kronprinz
und Prinz Friedrich Karl erstiegen
Des
deutschen Heeres höchste Ehrenstellen.
Fahrt
fort, Ihr Helden, fahret fort zu siegen!
I.
Das war
ein Kampf! So weiß der Todesmuth –
Und der
allein – die Probe zu bestehn
Der Tapferkeit
und in den Tod zu gehn
Furchtlos,
mit festem Blick und kaltem Blut.
Ihr
Helden, die Ihr bei le Bourget ruht,
Stolz
wird auf Euch zu allen Zeiten sehn
Das
Vaterland, zum Vorbild Euch erhöhn,
Vertraut
sein Heil es seiner Krieger Hut.
Von
einer einzigen Kompagnie besetzt,
Gerieth
die Ortschaft in des Feindes Hand,
Wie
tapfer auch der Tapfern Widerstand.
Zurück
sie zu erobern – galt es jetzt;
Dazu
berufen ist das Gardekorps –
In drei
Kolonnen rückt’s entschlossen vor.
II.
Jedoch le
Bourget ist, wie eine Feste,
Geschützt
durch Mauern und durch Barrikaden;
Die
Garde kann auf offnen Todespfaden
Sich
nähern nur dem stark besetzten Neste.
Der Tod
mäht furchtbar – aber von dem Reste
Sind
doch erreicht nun auf dem Weg, dem geraden,
Die Mauern;
ob im Blut die Garden waden –
Die
letzte Kraft wird aufgerafft, die beste.
Ein
Hoch dem Regiment Elisabeth!
Die
Fahne sinkt – da nimmt Karfunkelstein
Sie
auf, stürmt auf die Barrikade ein.
Er
fällt. Da stürzt der Divisions-General
Budritzky
vor und schwingt den blanken Stahl:
„Helft,
Kinder, helft! Drauf mit dem Bajonnett!“
III.
Die
Barrikade ist von ihm erstiegen,
Und
Zaluskowsky fällt an seiner Seite,
Jedoch
entschlossen stürmen nach die Leute –
Sie
wollen mit ihm sterben oder siegen.
Und solcher
Kühnheit muß der Feind erliegen –
Er
fühlt sich nicht gewachsen solchem Streite,
Er
weicht zurück, er flieht und sucht das Weite,
Er
trabt nicht blos – er hat gelernt das Fliegen.
Ihm
nach in’s Dorf! dort noch ein harter Strauß:
Es wird
noch heiß gekämpft um jedes Haus;
Doch
endlich ist der schwere Sieg errungen.
Sei
rühmend auch noch Ruscheweyh’s gedacht,
Der,
gleichfalls bis zum Dorfe vorgedrungen,
Den
Stürmenden beherzt Musik gemacht!
Der
Alles Du so „urgemüthlich“ fandst –
Noch
sei ein Wort gesagt zu Deinem Preise!
In
Deiner eignen „urgemüthlichen Weise“
Mit
vollem Ernst Du den Humor verbandst.
Als Du
im dichten Kugelregen standst
Bei le
Bourget, bliebst Du in Deinem Gleise,
Und
scherzend Du in der Kameraden Kreise
Des
Augenblickes Schrecken überwandst.
Ja,
klassisch, was beim Sturm auf ein Gehöft
Der
Füs’lier Dambeck sprach; mit hohem Wort
Riß er
die Stürmenden – zum Lachen fort.
„Heut
wird noch Psyche manchen Lebensfaden
Durchschneiden“
– sprach er trocken, wie im Laden
Der Kaufmann
spricht vom trockensten Geschäft.
Von
Neuem flammt weithin ein Feuermal,
Die
wohlverdiente Strafe für Verrath
Verkündend,
für die schnöde Frevelthat,
Die
tückisch übten Bauern von Breval.
Husaren
kamen in geringer Zahl
Auf
Requisition ins Dorf. Man bat
Zum
Frühstück sie, und unterdessen naht
Mordgierig
sich der Feindund rabiat.
Ein
Theil der braven Reiter ward erschossen,
Die
Andern suchten in der Flucht ihr Heil,
Und
noch entkam zum Glück der größre Theil.
Und
wenige Stunden waren erst verflossen,
Da traf
bereits die Strafe die Brevaler –
Die
Baiern sind im Kriege prompte Zahler.
I.
Paris
hat nun den Fall von Metz erfahren –
Von
Neuem bricht der Sturm, der Aufruhr los;
Es
birgt den schlimmsten Feind in seinem Schoß
In
aufgeregten Kommunistenschaaren.
Flourens
will keine Noth der Stadt ersparen,
Führt
gegen Favre einen neuen Stoß;
Der
Wirrwarr, der Tumult ist wieder groß –
Das
Volk liegt der Regierung in den Haaren.
Es
dringt bewaffnet in das Stadthaus ein,
Nimmt
Trochu, Favre, Arago gefangen
Und
pflanzt die rothe Fahne jubelnd auf.
Ein
Wohlfahrtsausschuß wird ernannt; allein
Der
ganzen Sache weiterer Verlauf
Ließ
ihn zur Wirksamkeit nicht erst gelangen.
II.
Das
hundertsechste Bataillon befreit
Gewaltsam
Trochu aus der Gegner Hand;
Zur
Flucht Gelegenheit auch Picard fand –
Und der
verlor zum Handeln keine Zeit.
Er ruft
herbei die Garden, die bereit,
Zu
leisten den Bedrängern Widerstand,
Und als
sie vor das Stadthaus rückten, schwand
Dahin
der Kommunisten Herrlichkeit.
Befreit
sind wieder die Regierungsmänner –
Es
zogen thatlos ab die Insurgenten,
Erkennend,
daß sie sich nicht halten könnten.
Und die
Regierung handelt nun mit Kraft
Und
bringt zum Theil die Führerschaft in Haft,
Des
Kommunismus’ eifrigste Bekenner.